Das Waisenhaus mit Schule in Begoro, Ghana, wird mittlerweile seit zwölf Jahren vom „Verein und Freundeskreis Nabi-Germany e.V. “ unterstützt. Die Einrichtung bietet Waisenkindern nicht nur ein Zuhause, sondern auch Zugang zu Bildung, Ernährung und medizinischer Versorgung – grundlegende Dinge, die ohne externe Hilfe nicht zu realisieren wären. Das Projekt ist von Spenden, Patenschaften oder Fördergeldern abhängig, da lokale Ressourcen begrenzt sind. Die Kinder wären auf der Straße und sich selbst überlassen. Dank der Unterstützung von vielen Seiten können wir insgesamt auf eine sehr erfolgreiche Zeit zurückblicken.
Beim diesjährigen, knapp 4-wöchigen Aufenthalt im November, hat sich erneut gezeigt, dass vieles von dem, was über die schwierigen Anfangsjahre hinaus eingeführt wurde, erhalten bleibt. Unser Gesamteindruck war sehr positiv. Die Bemühungen und Investitionen, sei es in Bildung, Infrastruktur oder organisatorische Strukturen zeigen nachhaltige Wirkung. Solche Beständigkeit spricht dafür, dass das Projekt nicht nur kurzfristig unterstützt wurde, sondern auf solide Grundlagen aufbaut. Gemeinsam haben wir sehr viel erreicht.
Sauberkeit in allen Bereichen wie Grundstück, Gebäude, Schlafräume, Toiletten, Küche und Essraum ist mittlerweile selbstverständlich. Hygieneregeln, um Krankheiten vorzubeugen, werden eingehalten und Disziplin strukturiert den Alltag in der Schule und Freizeit. Den Kindern werden vom Gründer und Direktor Alex Dankwa und seinem Team Werte wie Verantwortung und Respekt vermittelt. Die eingeführten Regeln werden von Mitarbeitern, Lehrkräften und Kindern akzeptiert und aktiv gelebt.
Aktuell leben im Heim 76 Kinder, davon 51 Waisen. Tagsüber kommen noch ca. 60 Kinder von extern zur Schule. Für den Schulbetrieb sind 1 Headmaster und 12 Lehrkräfte zuständig. Drei Mitarbeiterinnen kümmern sich um Kochen, Waschen und Betreuung. Unsere Köchin Madam Dorkas schafft es, mit den begrenzten Mitteln täglich für ca. 140 Personen gut schmeckende und ausgewogene Mahlzeiten pünktlich zuzubereiten.
Seit Mitte des Jahres ist die Anzahl der Waisenkinder erheblich gestiegen und wir sind platzmäßig an unsere Grenzen gestoßen. Während unseres Aufenthaltes kam eine Großmutter aus einem Dorf mit ihrem achtjährigen Enkel zu uns. Seine Mutter starb bei seiner Geburt, der Vater ist verschwunden. Der Junge kam sechs Wochen zu früh zur Welt und war kaum überlebensfähig. Der Großmutter wurde damals wörtlich gesagt, sie soll ihn wegwerfen. Sie macht sich nun aufgrund ihres hohen Alters Sorgen und bat uns, ihn aufzunehmen. Trotz der schwierigen Situation bei NABI haben wir natürlich zugesagt.
Nach wie vor haben wir kein Fahrzeug im Projekt. Kürzlich mußte ein sehr krank gewordenes Kind (Malaria) nachts ins vier Kilometer entfernte Krankenhaus getragen werden. Die Anschaffung eines gebrauchten Praggia ( 3-rädriges Fahrzeug, Fahrer vorne und Platz für zwei/drei Personen hinten) – auch für kleinere Transporte – würde sehr helfen.
Landesweite, häufige und länger anhaltende Stromausfälle sind nach wie vor an der Tagesordnung. Dank der vor zwei Jahren bei NABI installierten Photovoltaikanlage haben unsere Kinder verbesserte Lernmöglichkeiten (Licht f. Hausaufgaben und Lernaktivitäten) und erhöhte Sicherheit durch Rundum-Beleuchtung am Gebäude. Verbessert ist ebenfalls die Verfügbarkeit von sauberen Wasser durch die solarbetriebene Brunnenpumpe. Ebenfalls eine nachhaltige Investition in die Zukunft.
Die beruflichen Chancen für Waisenkinder nach Basis-Schulabschluss sind für NABI ein zentrales Thema. Wir haben deshalb sowohl im Headoffice in Accra als auch bei NABI in Begoro Gespräche mit Teams der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) geführt. Das ghanaische Bildungssystem befindet sich in einem umfassenden Reformprozess.
Das Wirtschaftsministerium Deutschland (BMZ) unterstützt über die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) dabei die Strategie der ghanaischen Regierung bei der Weiterentwicklung. Dazu wurde der TVET-Service gegründet (Technical and Vocational Education and Training). Den Berufsschülern sollen damit praktische Fähigkeiten und Kenntnisse vermittelt werden. Ein erstes Kleinprojekt, teilsubventioniert durch die GIZ, für fünf NABI-Schüler ist angestoßen.
Aktuell haben wir zwölf Waisenkinder im Förderprojekt für höhere Schulen. Unsere beiden ältesten Jungs, Isaac und Ernest, haben den vom Staat nach dem Studium geforderten National Service ( 1 Jahr) beendet und befinden sich bereits in Bewerbungsgesprächen. Damit treten die ersten NABI – Waisen in das Berufsleben ein. Ein großer Erfolg und wir sind sehr stolz auf die Jungs.
Zwei Mädchen befinden sich im Nurse-College, Abschluss Ende 2025. Berufseinstieg dann nach dem National Service Ende 2026.
1 Junge studiert seit Anfang des Jahres an der Uni Koforidua (Stipendiat von Rotary Markdorf). Drei Mädchen und vier Jungs sind gegenwärtig in der Senior High School (SHS). Die schulischen Leistungen eines der Mädchen (Christiana) sind hervorragend. Sie erreicht in allen Fächern die höchstmöglichen Punktzahlen. Die Prüfung im Herbst 2025 (Senior Secondary Certificate Examination, SSCE) wird sie voraussichtlich als eine der Jahrgangsbesten bestehen.
Die Inflation in Ghana liegt aktuell bei knapp 40%, bei den Grundnahrungsmittel (Reis, Mais, Bohnen, Yam) sogar noch darüber. Wir haben Gepräche mit den Händlern im Markt in Koforidua geführt und die Preise geprüft.
Zur Kostenentlastung für NABI wurden dieses Jahr auch wieder Mais, Plantains, Casava und Pfeffer angebaut. Aufgrund des geringen Platzes sind jedoch die Erntemengen gering.
Für alle Waisenkinder wurde die Krankenversicherung wieder erneuert, jetzt gültig bis Ende 2025. Alle Kinder unter 5-Jahren wurden gegen Polio geimpft. Ein Team aus dem Krankenhaus Begoro kam dafür ins Waisenhaus.
Im Dach des Essraumes mußte ein Trägerbalken erneuert werden (Einsturzgefahr). Neu angeschafft wurden auch 22 neue Betten und 34 Matratzen, zwei Tische und sieben Bänke für den Essbereich; außerdem Essschalen und Löffel; alle Moskitofenster im Kindergebäude sowie teilweise Moskitonetze an den Betten wurden erneuert.
Wir sind wieder mit ca. 130 kg Gepäck nach Begoro gereist. Überwiegend gespendete Kleidung, Schuhe, Handtücher und Verbandsmaterial für die Kinder. Zusätzlich haben wir auf dem Markt eingekauft, damit jedes Kind zumindest das Notwendigste bekam.
Natürlich gab es auch wieder ein besonderes Essen mit Musik für die Kinder. Alle lieben diesen Abend und tanzen Non-Stop. Sie haben es im Blut und sind sehr sehr dankbar für die Unterstützung ihrer „NABI-Freunde“ und grüßen mit
„Thank you, God bless you…“