Liebe NABI – Freunde,

nach drei Jahren coronabedingter Abwesenheit war jetzt endlich wieder ein Besuch des Waisenhauses möglich. B.K. war vom 19.11. bis 05.12.2022 vor Ort, diesmal allein. Hauptthemen waren der Abschluss des Projektes „Photovoltaik-Anlage“, die massive Inflation und Auswirkung auf die Preise für die Grundnahrungsmittel und die Überprüfung der Gehälter aller Lehrer*innen und Projektbeschäftigten.

Endlich ist es geschafft. Nach ca. zwei Jahren Projektarbeit ist die Photovoltaik-Anlage installiert. Eine spezialisierte Firma aus Accra hat das Waisenhaus und die Wasserpumpe an die „Sonne“ angeschlossen. Es war ein langer Weg vom Projektstart mit Trägerprüfung, Projektprüfung, zusätzlich notwendiger Dachsanierung für die Montage und Verzögerung durch schwere Regenfälle, aber es hat sich gelohnt. Die Kinder haben jetzt immer Licht und Wasser und sind nicht mehr abhängig von der unregelmäßigen öffentlichen Stromversorgung. Nach dem Brunnenbau 2014 mit der Verfügbarkeit von Trinkwasser ein weiterer Meilenstein für NABI.

Zum Großteil wurde das Projekt über die W.P. Schmitz-Stiftung, Düsseldorf, finanziert www.schmitz-stiftungen.de , die maßgeblich aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt wird. 

Dazu kamen gezielte  Einzelspenden für das Projekt von Privatpersonen. Wir danken der W.P. Schmitz – Stiftung, Herrn Walter Schulze, Neubeuern, sowie dem „NABI – Unterstützerkreis – Teneriffa“ für die große Unterstützung.

Wie auch bei uns ist die Inflationsentwicklung in Ghana das beherrschende Thema, allerdings in einem erheblichen größeren Ausmaß. Für NABI wird 2023 vermutlich eines der schwierigsten Jahre seit Bestehen werden. Im November betrug die annualisierte Inflation 50,3%. Die Preise für die Grundnahrungsmittel Reis, Mais, Gari, Bohnen etc. stiegen sogar auf über 70%. Die monatlichen Kosten für ausgewogene Ernährung, Bildung und medizinische Versorgung der Kinder explodieren. Wir bitten an dieser Stelle besonders um weitere Unterstützung.

Die Lehrer*innen und Mitarbeiterinnen bei NABI Ghana, die ohnehin im Vergleich zu den staatlichen Angestellten wesentlich schlechter bezahlt werden, haben bereits seit Monaten um Hilfe gebeten. Die letzte Anpassung erfolgte vor drei Jahren. Angesichts der Inflationsentwicklung haben wir jetzt eine deutliche Verbesserung der Gehälter entschieden. 

Um die Solarenergie voll zu nutzen, haben wir noch während meines Aufenthaltes ein Elektrikprojekt gestartet, das mittlerweile abgeschlossen ist. Alle Leitungen, Lichtquellen, Birnenfassungen, Steckdosen, Schalter usw. wurden repariert oder ersetzt. Im Waisenhaus bzw. der Schule haben wir jetzt wieder einen sehr guten Stand.

Der Zustand der Toiletten hat sich in den letzten drei Jahren sehr verschlechtert. Wände und Türhalterungen sind ausgebrochen, Sitze zerbrochen und Deckel fehlen. Auch hier sind wir sofort aktiv geworden und die notwendigen Arbeiten / Beschaffungen laufen.

Der Vorschul- und Schulbetrieb funktioniert gut. Die Lehrer*innen stimmen sich gut ab. Sie bitten um mehr Unterstützung für Bücher, Lernmittel, Aufgaben- und Übungshefte. In der Krippe werden für die ganz Kleinen dringend neue Kindertische und Stühle benötigt. Für einen praxisnäheren IT-Unterricht haben wir einen gebrauchten Laptop gespendet. Die vor vier Jahren angeschaffte Nähmaschine wird gut genutzt. Eine Näherin aus Begoro kommt in die Schule und gibt Unterricht.

Bis auf drei schwerere Malariafälle mit Krankenhausaufenthalt gab es keine ernsten Erkrankungen. Covid-Infektionen wurden nicht festgestellt. Alex Dankwa ist zwischenzeitlich zweimal, die Jugendlichen über 14 Jahren sind einmal geimpft. Anfang Dezember erhielten alle Heimkinder eine Wurmkur, diesmal vom Staat zur Verfügung gestellt. Die Krankenversicherungen für 2023 mußten für 25 Heimkinder erneuert werden.

Zusätzlich zu der mitgebrachten Kleidung haben wir für die Kinder, für die nichts Passendes dabei war, noch auf dem Markt In Begoro eingekauft.

Unsere Fußballmannschaft der Junior High School hat sich für die Distriktmeisterschaften In Koforidua (Ghana Eastern Region) qualifiziert und ist dort leider im Halbfinale ausgeschieden. Allerdings sind zwei unserer Jungs für das Endturnier in die Landeshauptstadt Accra eingeladen worden. Sie spielen dann in einer Auswahlmannschaft der Region.

Unsere beiden Ältesten, Isaac und Ernest, stehen kurz vor ihrem Universitätsabschluss. Wir kennen sie seit fast 10 Jahren und sind sehr stolz auf ihre Entwicklung. Vor dem Berufseinstieg müssen sie allerdings wie alle Absolventen noch ihren „National Service“, eine gesetzlichen Verpflichtung zum zwölfmonatigen Staatsdienst, leisten. Dann stehen zwei Vollwaisen mit sehr guter Qualifikation auf eigenen Füßen.

Neben den beiden Jungs fördern wir aktuell noch vier weitere Jugendliche seit ihrem Junior-Highschool-Abschluss bei NABI. Zwei Mädchen befinden sich in der Ausbildung zur „Nurse“, zwei Jungs absolvieren die Senior-High-School in Begoro.

Ein bisher gefördertes Mädchen, Juliet, ist durch fremde Einflüsse auf den falschen Weg geraten. Die Unterstützung wurde gestrichen.

Abschließend noch ein Wort zum angetroffenen Gesamtzustand des Waisenhauses bzw. der Schule nach der längeren Abwesenheit. Natürlich gibt es Mängel, teilweise selbst verschuldet oder durch die Klimaverhältnisse bedingt. An den wichtigsten Punkten arbeiten wir bereits wie oben beschrieben. Alle Themen habe ich aber mit Alex Dankwa aufgegriffen und eine Prioritätsliste erstellt, die abgearbeitet wird. Insgesamt sind wir mit dem Stand zufrieden. Es ist sauber, den Kindern geht es gut. Sie werden gut betreut und versorgt und der Schulbereich ist gut organisiert. 

Alex Dankwa, alle NABI-Ghana-Beschäftigten und alle Jugendlichen und Kinder sind sehr dankbar für die große Unterstützung und wünschen frohe Weihnachten und für das neue Jahr 2023 alles Gute.

Auch wir, NABI Germany, danken allen, die die Waisenkinder unterstützen und dabei helfen, ihnen Hoffnung auf eine Zukunft zu geben.

Frohe Weihnachten und für das neue Jahr Gesundheit, Glück und Zufriedenheit.

Doris und Bernhard Kolodzik