Zwischenzeitlich haben wir wieder Internetzugang, wenn auch nur mit viel Geduld. Es heißt aber in Ghana nicht umsonst „There is no hurry in life“ und alles, auch das Netz, passt sich augenscheinlich diesem Motto an. Trotzdem aber ein ausführlicher Bericht.

Am Montag, 10.02.14, haben wir Begoro nach etwas mehr als vier Wochen Richtung Küste wieder verlassen. Wegen der Verzögerung des Brunnenbaus bleiben bis zum Abflug nur vier Tage Zeit für Erholung. Geschlafen haben wir diesmal nicht im Waisenhaus, sondern in einem nahegelegenen Guesthouse. Das Zimmer hatte Licht, ein eigenes WC und Dusche, die meistens auch noch funktionierte. Alles sehr einfach, aber für lokale Verhältnisse doch der pure Luxus.

Wie letztes Jahr war der Abschied auch diesmal wieder schwer und noch öfter haben wir von den Kindern die Frage gehört „When will you come back ?“. Sie würden uns am liebsten für immer dabehalten. Alle sind sehr sehr dankbar für die große Unterstützung.

Ganz großen Dank an Rotary Markdorf und an alle Freunde, die für die Kinder spenden und damit die Verbesserung der Lebensbedingungen im Waisenhaus und der Lernbedingungen in der Schule möglich machen. Der Direktor und Gründer des Waisenhaus, Alex Dankwa, seine Frau Sarah, alle Mitarbeiter im Waisenhaus, alle Lehrer und natürlich alle Kinder senden ihre Grüße.

Hauptthemen für unseren FD waren diesmal die Umsetzung des Brunnenprojektes, das Schulprojekt mit der PH Weingarten sowie Planung und monatliches Reporting 2014. Ernährung, Betten, Matratzen, Mosquitonetze sowie Kleidung und Schuhe sind ohnehin Dauerthemen.

Das „Brunnen-Projekt“ ist abgeschlossen. Wie geplant haben die Kinder jetzt direkt auf dem Compound Zugang zum Wasser. Sie müssen nur noch wenige Meter gehen und die Eimer tragen. Ein Großteil der schweren Arbeit jeden Tag ist ihnen damit abgenommen. Ausreichend Trinkwasser mit sehr guter Qualität ist jetzt immer verfügbar. In der unmittelbaren Nähe des Tanks haben sie sich auch bereits einen Waschplatz eingerichtet. Sie lernen schnell dazu.
Der letzte Akt der Fertigstellung war das Einbetonieren des ca. sieben Meter hohen Metallgerüstes für den Tank und danach das Heben des 400 ltr. Tanks selbst auf die Plattform. Bilder dazu bringen wir natürlich mit. Zehn Mann waren nötig und zweimal ist der Tank wieder abgerutscht. Ein Wunder, das wir es ohne technische Hilfsmittel überhaupt geschafft haben und niemend verletzt wurde.
Aus vier Hähnen können die Kinder jetzt gleichzeitig Wasser laufen lassen. Die Pumpe im Bohrloch in ca. hundert Meter Tiefe funktioniert. Etwas kritisch ist noch die Stromversorgung aus dem öffentlichen Netz. Wir haben zwischenzeitlich aber die besten Zeiten herausgefunden, wann die Versorgung am Gleichmäßigsten ist. Ausreichende Stromerzeugung ist in Ghana grundsätzlich ein Problem. Hinzu kommt, das die öffentlichen Stromnetze alt und ständig überlastet sind. Ausfälle oder zu geringe Versorgung sind an der Tagesordnung. Eine Option fuer die Zukunft ist die Nutzung von Solarenergie, wenn kostenseitig umsetzbar. Wir haben dazu erste Kontakte geknüpft.
Zum Projektabschluss gab es ein „Brunnenfest“ mit Kindern, Staff und Lehrern. Schon Tage vorher war die Party das Hauptthema. Was gibt es zum Essen und Trinken? Gibt es auch Süßigkeiten? Kommt Musik usw. usw. …….? Wir hatten alles organisiert und es war ein gelungenes Fest. Bis in den späten Abend wurde gesungen und getanzt. Die Kinder konnten gar nicht genug kriegen. Madam Erika und viele Helfer hatten Fried Rice und Chicken vorbereitet. Alle bekamen ein Getränk und Süßigkeiten. Ausreichend Luftballons und Wunderkerzen hatten wir ebenfalls mitgebracht. Nach Einbruch der Dunkelheit war es dann die Attraktion, diese anzuzünden und damit loszulaufen. Die Kinder hatten grossen Spass und werden den Tag lange in Erinnerung behalten.
Nach mehreren Verhandlungsterminen mit dem Board der „Seven Days Adventist Church“ ist auch der Nutzungsvertrag für das Bohrloch auf dem Kirchengrundstück in trockenen Tüchern. Solange das Waisenhaus besteht, kann kostenlos Wasser von dort abgepumpt werden.

Die Zusammenarbeit mit der PH Weingarten zur Unterstützung der Schulbildung beginnt am 17. Februar 2014. Dann werden die ersten beiden Studierenden der PH für ein zweimonatiges Praktikum nach Begoro kommen und auch im Waisenhaus wohnen. Der Kontakt kam ebenfalls über Rotary Markdorf zustande. Geplant ist, jährlich 4-6 Studierende in den Semesterferien zur Unterstützung der lokalen Lehrer zu entsenden. Zwischenzeitlich wurden auch einige Lehrer bei NABI Ghana ersetzt und die Disziplin und Ausbildung an der Schule hat sich merklich verbessert. Alle lokalen Mitarbeiter sind gebrieft für das anstehende Projekt und die Bedeutung für die Weiterentwicklung der Schule ist ihnen bewusst. Jetzt liegt es an ihnen…….

Ein Kraftakt war die komplette Räumung des Kindergebäudes und Aussprühen mit Chemie am vorletzten Wochenende. Von Freitag bis Sonntag waren alle eingespannt. Bei der Gelegenheit wurden auch gleichzeitig die ausgedienten Reste der alten PVC-Beläge entfernt und die Fussboeden in allen Räumen gestrichen. Was unter den alten Belägen zum Vorschein kam, war ein Alptraum. Irgendwann müssen Wände und Fenster ebenfalls renoviert werden. Hoffentlich bleiben die Kinder jetzt für längere Zeit von Wanzen und Ähnlichem verschont.

Verlässliche Daten zur betriebswirtschaftlichen Steuerung des Waisenhauses bzw. der Schule gibt es derzeit nur bedingt. Die unregelmässigen Einnahmen aus dem Boarder- und Schulbetrieb erschweren die Situation zusätzlich. Viele Kinder kommen zur Schule, die Eltern können aber garnicht oder nur teilweise bezahlen. Wegschicken bringt man jedoch auch nicht übers Herz. Bildung ist die einzige Chance, die sie haben. Wie die Waisen werden deshalb letztlich auch noch viele andere Kinder unterstützt. Ohne mehr Fundraising, z.B. Patenschaften, kann NABI dies aber auf Dauer nicht durchhalten. Mit ca. EUR 25,– pro Monat könnte für ein Kind Schule und Essen für ein Jahr gesichert werden.

Vor unserer Abreise haben wir nochmals ausreichend Yam eingekauft, damit die Kinder in den nächsten Wochen eine Abwechslung zum Reis haben. Wo notwendig, wurden auch Mosqitonetze, Kleidung und Schuhe ersetzt.

Gesundheitlich haben wir die Zeit diesmal relativ gut überstanden. Die Bullenhitze und hohe Luftfeuchtigkeit schlaucht, aber man gewöhnt sich irgendwie daran. Doris blieb fit, mich hat es gleich nach der ersten Woche mit Malaria erwischt, zur Abwechslung neben den „normalen Begleiterscheinungen“ auch mit heftigem Schüttelfrost. Es war eine große Erleichterung, dass wir diesmal eine Toilette in unserem Zimmer hatten.

Abschließend noch ein Wort zur Gesamtentwicklung seit unserem Weggang im Juli 2013. Das interessiert sicher viele von Euch. Wir wussten ja, dass nicht Alles von dem, was wir initiert hatten, gehalten werden kann. Abstriche müssen wir akzeptieren und europäisches Niveau kann ohnehin kein Maßstab sein. Trotzdem sind wir positiv überrascht. Alex Dankwa hat es geschafft, Disziplin und Ordnung in vielen Bereichen zu erhalten, wenngleich auch z. Teil harte Personalmaßnahmen notwendig waren. Die Einstellung unter Lehrerinnen und Lehrer sowie Mitarbeitern stimmt weitgehend, auf dem Compound ist es sauber und der Abfall ist gut organisiert. Es wurde dafür sogar eine neue Grube ausgehoben. Auch die letztes Jahr angefertigten Schulmöbel für die oberen Klassen sind noch da und in gutem Zustand. Ebenfalls Lichtquellen, Schalter und Steckdosen. Die Kinder können abends vernünftig Hausaufgaben machen und haben ausreichend Licht in ihren Räumen.
Was Hygiene betrifft, ist alles auf einem guten Weg. Organisation der Kleiderwäsche, Duschen der Kinder und Reinigen der Klassenzimmer, Kinderräume und Toiletten fällt zukünftig auch leichter durch bessere Wasserverfügbarkeit.

Natürlich gibt es noch viel zu tun. Wir sind aber zuversichtlich und werden weitermachen – für eine bessere Zukunft der Kinder von Begoro.

Bild: Alex Dankwa desinfiziert alle Matratzen